Original: Deutsch
Steinbach a. Ts., den 10.09.1942
Lieber Adolf & Frau!
Soeben erhielten wir Euere Karte vom 7. d. Mts. Wir
danken Euch für die gütige Nachfrage & können nur
mitteilen, daß wir in unserem ganzen Leben noch nie-
Mals eine solche Schreckensnacht mitgemacht haben, wie
vom 24ten auf den 25. Aug. Man glaubte wirklich die Hölle
sei los, denn eine volle Stunde drönnten die Bomber
dicht über unseren Köpfen & Bombe auf Bombe sauste
nieder. In unserer Gemarkung wurden 21 schwere. Spreng-
& zirka 2000 Pospor & Stabbrandbomben abgeworfen.
An Wilhelm seiner Scheune ging eine Posporbrandbombe
zum Glück gegen die Brandmauer, um einige Centimeter
weiter & sie wäre in die Scheune gefallen, wir mußten die
ganze Nacht den Pospor löschen.
Unsere schöne Schule ist abgebrannt, Milchhannese &
gegenüber beim Milchepaulshannes sind sämtliche Wirt-
schaftsgebäude & bei Dudel, Lipps und Philippehes Heinrich
sind die Scheunen abgebrannt, es brannte eben in allen
Ecken. In Eschborn ging eine Minnenbombe nieder ]
in Schwalbach branten 24. Scheunen ab. Das ganze
Taunusgebiet bei Frankfurt wurde heimgesucht.
In der Nacht vom 28ten auf den 29. Aug. wurde zwischen
Steinbach & Niederhöchstadt ein schwerer Bomber ab-
geschossen. Am 8. Sept. haben die Tommys, Sulsbach
angegriffen, es brannten 27. Gehöfte ab.
Fast keine Nacht hat man mehr Ruhe. Da könnt
Ihr Euch ein Bild machen, wie es jetzt hier zugeht.
Bitte vernichtet den Brief, damit er nicht in un-
befugte Hände fällt.
Für heute noch recht herzliche Grüße
von uns Allen.
Minnie.