Souveniralbum von Armgart, Maxe und Gisela von Arnim für Gräfin Anastasie de Circourt, geb. de Klustine (1808-1863) und Graf Adolphe de Circourt (1801-1879) zur Erinnerung an die gemeinsame Zeit in Berlin 1848. Die vielseitig interessierte und gebildete Anastasie de Circourt, die in Paris seit 1837 einen Salon führte, hatte 1848 zusammen mit ihrem Mann vorübergehend für zwei Monate in Berlin gelebt, als dieser im Zuge der Pariser Februarrevolution als Geschäftsträger der Französischen Republik nach Berlin gesandt worden war.
Das Album mit Goldschnitt, grünem Ledereinband und Goldprägung misst 221 x 271 x 34 mm und wird in einem Schuber aus mit moosgrünem Lederimitat bezogenem Karton verwahrt. Es umfasst 70 Albumblätter aus festem Papier in unterschiedlichen Farben, die paginiert und durch eingebundene Seidenpapiere voneinander getrennt sind. Neben Zeichnungen, Aquarellen und vereinzelten Druckgraphiken aus dem Kreis um die Bettine-Töchter spielen auch getrocknete Pflanzen und Blumen als Erinnerungen an Orte oder Erlebnisse - darunter Blätter von Beethovens Grab (Blatt 59r) - eine Rolle. Das französische Wort "Souvenir" fällt in der Goldprägung "Souvenir de Berlin. 1848." auf dem Albumrücken sowie weitere zwei Mal in den erläuternden Bezeichnungen der Darstellungen; häufiger ist hier jedoch von "Erinnerung" die Rede. Die Kompilation des Albums wurde 1848 im Moment des Abschieds begonnen ("Traum der Zurückgebliebenen", Blatt 1r) und im Dezember 1856 mit dem "Berliner Weihnachtsbaum, der ursprünglich seinen Platz auf Blatt 70 des Albums hatte, beschlossen (heute Inv.-Nr. IV-1960-013-006). Die Blätter 1 bis 28 entstanden 1848-1849, die Blätter 29 bis 43 1850 nach einem Besuch Armgart von Arnims in Paris. Die Blätter 44 bis 70 entstanden erst ab 1854 und bis Ende 1856. Eine Mitteilung Armgarts vom November 1850, sie habe "all die Tage für ein Album für G. [Graf] Circourt gearbeitet in das ich 15 Malereien gemacht, die zwar lang nicht so fein wie sonst, denn meine Augen sind hin, aber durch die Verschiedenheit der Erfindung sehr hübsch waren." (nach Sieberg 2012, S. 73), lässt sich durchaus auf die Arbeiten an den insgesamt 15 Albumblättern, die auf den Herbst/Winter 1850 datiert sind, beziehen. Zu unterscheiden ist zwischen der Entstehungszeit der Albumblätter mit ihren kunstvollen, mitunter arabesken Schmuckrahmen auf der einen und den Binnenbildern, zumeist Zeichnungen, die auf die Albumblätter montiert wurden, auf der anderen Seite. Letztere sind häufig früher zu datieren, meist in die 1840er Jahre.
Die Zuschreibungen der Zeichnungen sind dank der begleitenden Beischriften auf dem Verso des vorangehenden Albumblattes sowie aufgrund von Signaturen der Blätter gesichert. Die Blätter stammen von der Hand Maxe von Arnims, Armgart von Arnims und Gisela von Arnims. Des Weiteren umfasst das Album auch eine Zeichnung von Bettine von Arnim nebst erläuterndem Brief an Anastasie de Circourt, zahlreiche Arbeiten von Herman Grimm sowie von weiteren Bekannten, Freundinnen und Freunden: Georg von der Groeben (1817-1894), Prinz Wilhelm zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1817-1887) Amalie von Herder (1822-1917), Antonie von Blittersdorf (1825-1895) und Moritz von Baumbach (1825-1907). Vereinzelt und insbesondere gegen Ende des Albums sind zudem einzelne Arbeiten von Berliner und Frankfurter Künstlern eingefügt worden, darunter eine Zeichnung des russischen Malers Sokrat Maksimovic Vorobiev (1817-1888), ein Aquarell des Berliners Eduard Ratti (1816-1888), einem Schüler Wilhelm Hensels, eine Gelegenheitsarbeit von Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893), zwei Holzschnitte nach Eduard von Steinle (1810-1886) sowie eine Landschaft von Carl Johann Arnold (1829-1916).
Armgart von Arnims Arabeskenkunst webt die Erzeugnisse der diversen Autorinnen und Autoren zu einer Einheit zusammen und verleiht dem Album seinen eleganten Grundton. Schreibmeisterschnörkel in Gold, Silber und Bronze und feingliedrige vegetabile Arabesken - filigrane Gespinste von Schilfrohr, Gräsern, Weinlaub, Rosen und Lilien, Ginster und Hopfen - rahmen die Binnenbilder des Albums, häufig unter einer oberflächlichen thematischen Gemeinsamkeit. Bei den Schmuckrahmen der späten Albumblätter ab 1854 treten farbige Kreiden als Zeichenmittel hinzu, die ebenfalls mit Gold und Silber kombiniert werden.
Die Zusammenstellung des Albums scheint insgesamt vorrangig in den Händen Armgarts gelegen zu haben, die sich der besonderen Freundschaft des Ehepaars Circourt erfreute und diese, wie bereits angesprochen, 1850 für längere Zeit in Paris besuchen konnte.
Seinen kulturgeschichtlichen Wert besitzt das Album für Anastasie darin, dass es in dem Moment beginnt, als der Kaffeterkreis endet. Fast zwangsläufig führt es somit retrospektiv die Berliner Salonkultur des Biedermeiers noch einmal zusammen. Exemplarisch sei hierfür auf die beiden Zeichnungen Herman Grimms zum "Heimelchen" verwiesen, die dem Album beigefügt wurden (11r, 16r) und aus dem Schaffensprozess eines der kollektiv im Rahmen des Kaffeters erfundenen Märchen stammen, das im hauseigenen Verlag der Arnims veröffentlicht wurde. Warum das Album entweder seine Adressaten nie erreichte oder aber zumindest nicht in deren Besitz verblieb, ist nicht geklärt. Der vielbewunderte "Berliner Weihnachtsbaum" - gezeichnet von Herman Grimm und mit Scherenschnitten des bereits 73 Jahre alten Karl August Varnhagen von Ense dekoriert - wurde wohl von einer Tochter Armgart von Arnims herausgelöst und separat auf Karton aufgezogen, vgl. die rückseitige Bezeichnung auf IV-1960-013, Nr. 6. NSt