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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum Sammlung der Zeichnungen & Aquarelle [IV-1960-013, Nr. 14]
Album „Max. Armgart. Gisela“, Blatt 1 (Freies Deutsches Hochstift CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Freies Deutsches Hochstift (CC BY-NC-SA)
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Album Max. Armgart. Gisela

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Beschreibung

Wohl ab 1846 von den Bettine-Töchtern Maximiliane, Armgart und Gisela von Arnim kompilierte Sammlung von 29 gezeichneten und kalligraphierten "Salonarabesken", die in einer schwarzen Lederkassette in Buchform mit imitiertem Goldschnitt und Metallschließe aufbewahrt werden. Auf dem Einband steht der geprägte Titel "Max. Armgart. Gisela. /1846" in Goldbuchstaben unter einer kleinen Krone. Ein Vorblatt mit einer scherzhaften Mahnung zum pfleglichen Umgang mit den Blättern des Albums verweist auf den performativen Charakter der Sammlung. Auch die anspruchsvoll ausgestaltete Kassette, die teuren Zeichenmaterialien, darunter hochwertige Kartons englischen Fabrikats und reiche Gold-, Silber- und Bronzehöhungen, schließlich ein die Entnahme der Blätter erleichterndes Bändchen deuten darauf hin, dass diese Blätter im geselligen Kontext, und damit wohl auch zu Repräsentationszwecken, vorgelegt und betrachtet wurden. Aus der Fülle der zeichnerischen Hinterlassenschaften der Bettine-Töchter steht die vorliegende Sammlung darin der Huldigungsarabeske für König Friedrich Wilhelm IV. (IV-1960-013, Nr. 15), dem Hauptwerk der Bettine-Töchter, besonders nahe. Mit insgesamt fünfzehn von Armgart, fünf von Gisela und sieben von Maximiliane sowie zwei von Herman Grimm geschaffenen Arbeiten geben die "Salonarabesken" einen repräsentativen Querschnitt durch das vielfältige zeichnerische Schaffen der Bettine-Töchter und enthalten insbesondere in Hinblick auf die feinen Miniaturmalereien Armgart von Arnims herausragende Beispiele. Auch ist Bettine von Arnims "Verherrlichung der Dichtkunst" in einer Pauszeichnung Maximilianes vertreten (Blatt 23).
Armgarts feine Arbeiten verbinden die Leuchtkraft mittelalterlicher Miniaturmalereien mit der bei dilettierenden Zeichnerinnen besonders beliebten Pflanzen- und Tiermalerei und verweben diese mit der romantischen Arabeskenkunst. Die in der vorliegenden Sammlung vertretenen Zeichnungen umfassen ausgeschmückte Initialen (Blatt 1: Initiale "G", Blatt 2: Initiale "M", Blatt 12: Initiale "S", Blatt 14: Initiale "M" und Blatt 15: Initiale "A" (?)), deren Bedeutungsgehalt und Adressaten durchaus mehrdeutig sein konnten, wie die Erläuterungen anderer von ihr geschaffener Initialen (vgl. "S" für Sympathie im Album für Anastasie, Blatt 17r oder "A" für "Arnim Anastasie u Armgart", ebd., Blatt 31v) zeigen. In einem Fall ist die Initiale "G" durch das dem Rand einbeschriebene vorangehende Alphabet "A B C D E F" eindeutig als Fibelbild gekennzeichnet; interessanterweise könnten ABC-Fibeln im Kreise der Arnims auch als Musterbücher für die gezeichneten Motive verwendet worden sein, wie ein Brief Bettine von Arnims an Karl Friedrich Schinkel nahelegt ("Die Eule ist aus einem A.b.c.buch durchgezeichnet", zit. nach Böhm 2018, Bd. 2, S. 310). Sechs Blätter (Blatt 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14) zeigen Vögel oder Vogelpaare, zumeist eingebettet in einen humorvollen, gedichteten Kontext. Schließlich fällt das wiederkehrende Motiv einer Spinne im Netz ins Auge (Blatt 5, 6, 11), das gleich einer Chiffre für die zarten Gold-und Silbergespinste von Armgarts Arabeskenkunst steht. Herman Grimm bezog das Motiv der Spinne ganz explizit auf Armgart, als er in seinem Tagebuch von 1847 notierte: "Armgärdchen wie sie Netze mit Spinnen malt die ein Vögelchen sanft aussaugt weiß nicht daß es ihr eignes Portrait eher ist als jedes anderen. Ich will darauf eine Fabel dichten und ihr bringen; aber sie merkt es nicht"(zit. nach Schultz 2006, S. 22).
Die Datierungen einzelner Blätter Armgarts verweisen auf einen Entstehungszeitraum zwischen 1839 (Blatt 1) und 1846 (Blatt 10). Später, um 1850, sind die von Maximiliane von Arnim beigesteuerten Arbeiten anzusetzen. Ihre vornehmlich Landschaften darstellenden Zeichnungen sind mit verschiedenfarbigen Kreiden und Bleistift auf einem besonderen, mit einer weißen Grundierung und einem grauem Überzug versehenen Zeichenpapier angefertigt worden. Dieses erst 1846 in Nantes patentierte Papier diente besonders der Erzeugung von samtigen Tonwerten und Lichteffekten durch Kratzen, Schaben und Wischen; Maxe selbst spricht in einem Brief von 1850 von der "Wischmanier" (Werner [1937], S. 186), ihre Schwester Armgart bezeichnet die Technik im Album für Anastasie als "neue Manier" (IV-1960-013, Nr. 7, Blatt 39v). NSt

Beschriftung/Aufschrift

Bez. auf dem Albumdeckel unter einer Krone: "Max. Armgart. Gisela. / 1846" (Goldprägung); auf dem Spiegel vorne papiernes Etikett mit allseitig gezähntem Rand mit der Inventarnummer des FDH.

Material/Technik

Schwarze Lederkassette in Buchform mit imitiertem Goldschnitt und Metallschließe. Verzierungen des Deckels mit eingeprägten Ornamenten, goldener umlaufender Einfassungslinie und Goldprägung: "Max. Armgart. Gisela. /1846" unter kleiner Krone. Darin ein Vorblatt mit "Warnung" sowie 29 Blätter mit gezeichneten und kalligraphierten Salonarabesken. Feder- und Pinselzeichnungen auf englischen Kartons, reine oder aquarellierte Bleistiftzeichnungen sowie Kreidezeichnungen auf Papier Pellée.

Maße

Kassette in geschlossenem Zustand: 297 x 387 x 43 mm; geöffnet, mit Schließe: 297 x 795 x 47 mm; Albumblatt: 271 x 349 mm

Ausführliche Beschreibung

Provenienz:
Aus dem Besitz von Bettines Tochter Armgart von Flemming geb. von Arnim (1821-1880). | Erworben 1960 aus dem Nachlass von deren Tochter Irene Forbes-Mosse geb. von Flemming (1864-1946), Chexbres (Kanton Waadt, Schweiz).

Literatur

  • Hennig, Mareike | Struck, Neela (Hgg.) (2022): Zeichnen im Zeitalter Goethes. Zeichnungen und Aquarelle aus dem Freien Deutschen Hochstift (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 27.08.2022 - 06.11.2022). München, Kat. 80, S. 230 (Initiale "G") sowie Kat. 81, S. 232 ("Frankreich und Deutschland") (Beiträge: Bettina Zimmermann)
Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Objekt aus: Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Das 1859 gegründete Freie Deutsche Hochstift zählt zu den ältesten literatur- und kunstwissenschaftlichen Forschungsinstituten Deutschlands und ist...

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