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Museum für Sepulkralkultur Sterben, Tod, Bestattung, Trauer, Gedenken [M 2021/58]
"Souvenir" (Museum für Sepulkralkultur CC BY)
Herkunft/Rechte: Museum für Sepulkralkultur / Ulrike Neurath (CC BY)
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"Souvenir"

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Beschreibung

Es handelt sich um eine keramische Grabdekoration in Gestalt eines versiegelten Buches, das mit einem stilisierten Sträußchen roter Rosen besetzt ist und die InschriftSouvenir“ trägt. Im Unterschied zum „Objektbuch“ von Timm Ulrichs (M 2006/58) ist das „Souvenir“ jedoch niemals Bestandteil einer künstlerischen Arbeit Ulrichs gewesen. Es verblieb in der Funktion eines persönlichen Erinnerungsgegenstandes, den Ulrichs vor mehr als 50 Jahren auf Gräbern des berühmten Pariser Friedhofs Père Lachaise gesehen und fotografiert hatte und von dem er in einem Steinmetzbetrieb vor Ort schließlich ein Exemplar erwarb. Von dort brachte er im Übrigen auch jene Marmorplatte mit, aus der das eindrucksvolle „Objektbuch“ hervorging.

Das „Souvenir“ und die als „Objektbuch“ titulierte Grabplatte stehen aber unabhängig davon auch auf einer übergeordneten Ebene miteinander in Verbindung. Denn wie eine Grabplatte repräsentiert ebenso ein Souvenir ein Objekt in der Funktion eines Erinnerungsträgers. Wesentlich bei einem Souvenir ist, dass es erworben oder aus einem bereits vorhandenen Gegenstand generiert wird, um das Andenken an einen bestimmten Ort, ein bestimmtes Ereignis oder an eine bestimmte Person materiell zu verstetigen und die ihm obliegende Eigenschaft, Erinnerungsimpulse auslösen zu können, zu bewahren. Im Fall von Timm UlrichsSouvenir“ handelt es sich um einen kommerziell vorgefertigten Erinnerungsgegenstand, mit dem der Künstler selbst „nur“ seinen Aufenthalt in Paris und damit einhergehende Erlebnisse in Verbindung brachte. Von Herstellerseite war mit dem „Souvenir“ hingegen eine Nutzung als Grabaccessoire intendiert, was sich aus seiner christlich-religiösen Bildsprache ableitet, die allerdings höchst profane Züge aufweist. Gleichwohl lassen sich auch an diesem Sammlungsstück noch einmal eindrücklich die Dynamiken aufzeigen, denen Erinnerung und Gedenken einschließlich ihrer materiellen Träger unterliegen. So können einzelne Szenerien im Erinnerungsprozess immer wieder variieren, an Bedeutung gewinnen oder auch abnehmen. Erinnerung geht also immer auch mit einem Perspektivwechsel einher, sodass bestimmte Themen, Erlebnisse und Ereignisse be- und abgearbeitet werden können, bis sie an akuter Bedeutung verlieren, in der Regel jedoch niemals völlig in Vergessenheit geraten. Ein zentrales Merkmal von Erinnerung besteht nicht zuletzt also auch in deren Flüchtigkeit, was im Appell des „Objektbuchs“ über das Stilmittel der Paradoxie prägnant Widerhall findet. Und auch in der ganz pragmatischen Handlung, nämlich ein lang gehegtes Erinnerungsstück bzw. Souvenir aus dem persönlichen Besitzstand auszusortieren und es – wie in diesem Fall – einer musealen Sammlung zu übergeben, erfährt dieser Aspekt zur Dynamik spezifischer Bewusstseinsinhalte sogar sichtbaren Niederschlag.

(Auszug aus: Friedhof und Denkmal, 4/2021: Souvenir - Timm Ulrichs (Ulrike Neurath, S. 42f.)

Material/Technik

Keramik; gebrannt, glasiert

Maße

18 x13 x 4 cm (HxBxT)

Museum für Sepulkralkultur

Objekt aus: Museum für Sepulkralkultur

Das Museum für Sepulkralkultur ist eine Einrichtung, die sich – analog zum lateinischen Begriff „sepulcrum“ (Grab, Grabstätte) – den sog. Letzten...

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