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Museum für Sepulkralkultur Grafische Sammlung [M 2007/3]
Grafik "Zur Mutter Erde" (Heinrich Zille) (Museum für Sepulkralkultur CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum für Sepulkralkultur / Frank Hellwig (CC BY-NC-SA)
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Grafik "Zur Mutter Erde" (Heinrich Zille)

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Beschreibung

Dargestellt ist eine Berliner Straßenszene in einem Armenviertel. Es sind insbesondere Frauen/Mütter zu sehen, die mit ihren Kindern beschäftigt sind oder nach ihnen, auch aus Fenstern und Eingängen heraus, sehen. Viele Kinder spielen auf der Straße. Konkret ins Auge springt jedoch ein einsamer Leichenzug bzw. Leichentransport, bei dem ein Kindersarg auf einem Kinderwagen von einem Mann, vermutlich dem Vater des verstorbenen Kindes, mitten im "Milljöh" - so oft von Zille bezeichnet - die Straße entlanggeschoben wird. Zwar ruhen die Blicke vieler Menschen auf diesem Totentransport, doch scheint er nicht wichtig genug, als dass sich ihm weitere Personen anschließen würden. Dies mag an den erbärmlichen Lebens- und Wohnverhältnissen der Arbeiterklasse liegen, die Heinrich Zille immer wieder zum Thema seiner zeichnerischen und lithografischen Arbeiten gemacht hat. Die Menschen dort scheinen nahezu abgestumpft, denn Elend und Not sind Teil ihres Alltags. Dass ihr Alltagsleben in Hinterhöfen, heruntergekommenen Mietshäusern und Kaschemmen, auf Straßen und Gassen zu Zilles künstlerischem Sujet wurde, mag einerseits lokalpatriotische Gründe haben, denn Zille selbst wuchs ebenfalls in Berlin in ärmlichen Verhältnissen auf, andererseits bot ihm das 'Bild' ein gutes Medium zur Sozialkritik. Die Grafik "Zur Mutter Erde" war Teil Zilles 1905 erschienener Serie "Das dunkle Berlin". Die Grafik hat zudem einen Untertitel, welcher die zur Verfügung stehende Bilddatei jedoch nicht abbildet, und die da lautet: "Besauft euch nicht! Und bringt den Sarj wieda. De Müllern ihre Möblierte braucht'n morjen ooch." Das Blatt erschien in einer Auflage von 100 Exemplaren. Bei diesem Exemplar handelt es sich um "10/100", wie es aus einem Vermerk links unten hervorgeht. Interessant ist, dass es innerhalb dieser Auflage ein Exemplar gibt, das sich in einem Detail unterscheidet. Bei jenem Blatt ist auf dem Kindersarg eine kleine Krone platziert. Zille muss sie nachträglich eingezeichnet haben, vermutlich um die Ironie der Szene zu verschärfen. Wenn das Geld nicht mal für einen Sarg des eigenen Kindes reicht, warum sollte es für solch eine Krone, womit eine Totenkrone gemeint ist, reichen?

Material/Technik

Karton; Farbradierung

Maße

43 x 69 cm (HxB)

Museum für Sepulkralkultur

Objekt aus: Museum für Sepulkralkultur

Das Museum für Sepulkralkultur ist eine Einrichtung, die sich – analog zum lateinischen Begriff „sepulcrum“ (Grab, Grabstätte) – den sog. Letzten...

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