Goethe war 37 Jahre alt, als er seine Italienreise antrat. Als bereits arrivierter Mann, der in den Diensten von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar stand, brach der Dichter am 3. September 1786 gen Süden auf - nachts, heimlich und getarnt als Maler "Jean Philippe Möller". In Rom lebte er seit dem 30. Oktober 1786 gemeinsam mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Friedrich Bury, Johann Heinrich Lips und anderen in einer Künstlerherberge an der Via del Corso. "Augenblicksbilder" wie die hier gezeigte Zeichnung vermitteln ebenso wie Goethes eigene Beschreibung ein lebendiges Bild von der Künstlerherberge und den Gastleuten: "Die Hausleute sind ein redliches altes Paar, die alles selbst machen und für uns wie Kinder sorgen. Sie waren untröstlich, als ich von der Zwiebel Suppe nicht aß, wollten gleich eine andere machen [...]." Im Haushalt ging es wie folgt zu: "Unsre Alte kocht, unser Alter ... schleicht herum, die hinckende Magd schwätzt mehr als sie thut, ein Bedienter, [...] bessert die Röcke aus und wartet auf."" (Ausst.-Kat. Innsbruck 2020, S. 100).