Ein besseres Abbild von Landgraf Friedrichs II. Antlitz, als seine Lebendmaske aus Wachs, lässt sich nicht erdenken. Auf den ersten Blick ist sie ein sehr persönliches Andenken und wird bis heute in der Familie Hessen vererbt. Es ist aber kein Zufall, dass diese Arbeit erst nach seinem Regierungsantritt entstanden ist. In erster Linie ist solch ein Abbild aus Wachs ein häufiges Arbeitswerkzeug an fürstlichen Höfen und zwar seit der Renaissance. In einer Gesellschaft, deren Masse Glauben gemacht wurde, eine göttliche Fügung verlange, dass sie von einer privilegierten Minderheit fremdbestimmt geführt werde, musste diese abstrakte Wahnvorstellung stets verbildlicht werden, um das unbegreifliche glaubhaft erscheinen zu lassen. An großen Höfen standen ganze Herrscherfamilien aus Wachs bereit, um der Öffentlichkeit auch bei Abwesenheit der Monarchen das Gefühl der Interaktion mit diesen zu ermöglichen. Zwischen Ironie und Stolz schwankende Reisebeschreibungen berichten wiederholt von verschüchternd auf die Knie fallenden Untertanen, die vor Aufregung Original und Wachskopie nicht hätten unterscheiden können. Ebenfalls um lange und anstrengende Regungslosigkeit beim Modellstehen, etwa für die Anfertigung eines Gemäldes oder einer Büste, zu vermeiden, eignete sich ein zweites Gesicht vortrefflich.
Bei der vorliegenden Maske handelt es sich um eine Replik aus Kunstharz, die nach der Lebendmaske aus Wachs gefertigt ist. Die Lebendmaske aus Wachs des 65jährigen "Prinzen von Homburg" diente auch dem Bildhauer Andreas Schlüter als Vorlage für seine Büste des Landgrafen.