Ganzfigurenbildnis des etwa siebenjährigen Fritz von Stein (1772-1844), in der freien Natur auf einem Stein unter einem Baum sitzend. Goethe brachte dem jüngsten Sohn von Charlotte und Josias von Stein besonderes pädagogisches Interesse und Aufmerksamkeit entgegen. Fritz von Stein verbrachte seit 1779 viel Zeit in Goethes Gartenhaus und wurde von dem Dichter auch auf kleine Reisen mitgenommen. Im Alter von elf Jahren nahm Goethe den Jungen vorübergehend in sein Haus auf.
In der hier gezeigten Pinselzeichnung verschmelzen der Knabe und die ihn umgebende Natur zu einer Einheit gemäß dem Typus des authentischen Kinderbildnisses. Diese Natürlichkeit entsprach einem neuen Verständnis vom Kindsein, wie Rousseaus Bildungsroman "Emile" es propagierte und wie es auch in Goethes "Leiden des jungen Werther" zu finden ist. Goethe muss Fritz von Stein häufiger gezeichnet haben, wie die vorhandenen Quellen über den Nachlass von Charlotte und Fritz von Stein nahelegen. Aus diesem Nachlass erwarb das Freie Deutsche Hochstift 1955 insgesamt 17 Zeichnungen von Fritz von Stein, der wie Goethe in der Zeichenkunst dilettierte. NSt