Brief Philipps I "der Großmütige", Landgraf von Hessen an den Bürgermeister und Rat zu Friedberg, bezüglich einem vor dem Kaiserlichen Hofgericht zu Rottweil anhängigen Rechtsstreit zwischen Georg (Jorgen) Sultzbach aus Rosbach und Elisabeth Streichelmann aus Kreuznach. Unterschrieben auf Schloss Wolkersdorf bei Frankenberg am 19.9.1557.
Transkript:
Philips vonn Gots gnaden Landtgrave
zu Hessen, Grave zu Catzenelnpogen etc.
Unsern gnedigen gruß zuvor, Ersamen unnd weisen
liebe besonderenn. – Unns hat unser
underthan zu Rospach unnd lieber getrewer Georg
Sultzbach, mitt inliegender supplication under-
theniglichen ersucht, unnd sich uber Elisabethen
Streuchellmennin zu Creutzennach, von wegen
außlendischer Rottweilischen Gerichts, und daselbst
vermeinlichen ergangenen nichtigen proceß, achtt
unnd mandaten beclagt, Wie ir abs sollicher
supplication weitter zuvernehmen haben.
- Darauf wollenn wir euch
gnediger meynung nicht verhalten, das vonn
Romischen Keysern unnd Kunigen, wir, und unsere
underthanen, vor sollichen außlendischen gerichten,
unnd derselbigen processen, gefreytt sein, die-
selbigen freiheitten, auch je unnd alwegen
in ruhwiglichem brauch herbrachtt. In crafft
sollicher freyung, haben, uff des Jorgen Sultzbachs
underthenigs ansuchen unnd bericht, Erstlich unsere
Stathalter unnd Rethe zu Marpurgk, und volgents
wir an das Rottweilisch gericht etlichmal geschrieben,
die sache abgefordert, an das ordentlich gericht zu-
remittiren begert, unnd unns erbotten, denn
partheyen scheunigs furderlichs außtreglichs
rechtenns zugestatten, und zuverhelffenn,
+ bericht - Wie wir aber nun auß dem weittern + bey des
Jorgen Sultzbachs vermercken, - So hat das
Rotweilisch gericht gleich, alß in contumaciam
vorttgefahren, unnd erstlich den Jorgen Sultzbachen
alß beclagten, in die achtt erkentt, - Und
nachdem unsere underthanen zu Rospach, von
wegenn unsers privilegij, solche vermeinte
achtt, gegen Jorgen Sultzbach nit exequirt,
dieselbige unsere underthanen zu Rospach, auch
in die achtt gesprochen, unnd Euch bevelch geben,
mit inen gar keine gemeinschafft zuhabenn,
noch in euere stadt werben und wabernn
lassen, unnd das alles auf anhaltten berurter
Elisabethen Streuchellmennin zu Creutzenach.
Nun habt Ir wohl zuerachtten, das unß keins wegs
zutzesehen, noch zugestatten gelegen, sollichem
des hoeffgerichts zu Rottweyll vornehmen,
zuwidder berurtem unserm privilegio, unnd
zu beschwerlichem eingangk stadt zugeben.
- Darumb wir auch vor unser Interesse
darvon appellirt. – Gedencken die appella-
tion, wie sich gepuren will, zuprosequiren
dartzu das Rotweilisch gericht, auch die Elisa-
beth Streuchellmennin, auf die poen inn
unserm keyserlichen privilegio vermeldet,
mitt recht vortzunehmen,
Unnd ist demnach unser gnedigs begeren, Ir wollet
obgemelter achtt unnd mandaten, widder unsere
underthanen zu Rospach am Rottweilischenn
Hofgericht ergangen, nicht ansehen. Unnd die-
weill wir gegen die Rottweilischen proceß
privilegijrt, - Dartzu und uber das, solche
vermeinte proceß und Executorialsachen
per interpositam Appellationem suspendirt,
gemelte unsere underthanen zu Rospach, bey
und neben euch, frey, sicher, unnd unangefochten
durch und füruber passiren, handlen und
wandlen lassen, Auch euch gegen ihnenn
freuntlich und nachburlich ertzeigen, inmassen
Ir vonn unnß, unnd denn unsern widder gewartten
wollenn. – Daß thun wir
unns zu Euch also versehenn und seindts hir-
widderumb gnediglichen zubeschulden geneigt,
Datum Wolckersdorf am 19 Septembris Ao etc. 57.
Denn Ersamenn unnd weyßen unsern
lieben besondernn Burgermeister unnd
Rath zu Fridbergk