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Kunstinstallation "Haus der Toten" (Siegfried Gerstgrasser)

Museum für Sepulkralkultur Sterben, Tod, Bestattung, Trauer, Gedenken [M 2023/39]
Kunstinstallation "Haus der Toten" (Siegfried Gerstgrasser) (Museum für Sepulkralkultur CC0)
Herkunft/Rechte: Museum für Sepulkralkultur (CC0)
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Beschreibung

Das aus Holz gefertigte "Haus der Toten" hat die Form eines Satteldachs, dessen Spitze aufgebrochen ist. Dadurch ist der Blick freigegeben in das Innere. Es zeigt den scharfkantigen Einschnitt eines menschlichen Körperumrisses und eine Ölfläche, die den Boden bedeckt. Während die Scharfkantigkeit auf die Verletzlichkeit und Verletzbarkeit im und durch das Leben anspielt, steht das Öl im Kontext mit den menschlichen Lebenssäften und deren Herausfließen nach Eintritt des Todes. Das Öl dient aber auch der Spiegelung vielfältiger Facetten. So zielte die ursprüngliche Intention des Künstlers auf eine Spiegelung des Himmels. In einem Raum, der beispielsweise eher schwach beleuchtet wäre, zeigt die Ölfläche lediglich Dunkelheit oder gibt bei direktem Hineinsehen das Gesicht des Betrachters wieder. Somit lässt der Blick ins Innere des letzten Gehäuses die Nähe des Todes fast spürbar werden. Es fordert den Betrachter dazu auf, sich mit der Unausweichlichkeit des Lebensendes auseinanderzusetzen. Allerdings begreift der Künstler dieses Ende nicht als ein endgültiges, sondern als einen Übergang in eine andere Welt. Dieser basiert auf dem christlichen Auferstehungsgedanken, der durch die verschiedenen Materialien und deren Konsistenzen versinnbildlicht wird. Gerade das Öl spielt dabei eine besondere Rolle, da es sich um Nelkenöl handelt. In früheren Zeiten wurde die Form des Nelkenblattes und der Frucht selbst bildhaft als Nagel gedeutet, weshalb jene Pflanze zum Symbol der Passion Christi avancierte. Ferner begegnete sie auf vielen Verlöbnisbildern des späten Mittelalters und der Renaissance als Liebes- und Fruchtbarkeitssymbol, wodurch sich die Analogie von Leben und Tod un dessen Überwindung durch leibliche Auferstehung ergibt. Für den Aussagegehalt dieses Toten-Hauses nicht minder bedeutend ist die Verwendung von Holz, das sich aufgrund seiner Helligkeit stark von der dunklen Innenfläche absetzt und damit Leben und Tod kontrastiert. Zudem weisen die jahresringartigen Holzstrukturen das Leben als ein Geschehen in der Zeit aus, das nur vom Tod beendet werden kann - der Tod macht aus Zeit Zeitlosigkeit, Ewigkeit. Entsprechend sind die rot gefassten Seiten, die Giebel des Toten-Hauses, zu deuten: einerseits ist Rot als Farbe der Liebe ein wesentliches sinnstiftendes Element de Lebens, andererseits ist Rot die Farbe des Blutes, das Leben bedingt und mit dem Tod verschwindet. Vor diesem Hintergrund ist das "Haus der Toten" mehr als nur ein Kunstwerk zu Sterben und Tod, sondern aufgrund seiner formal-inhaltlichen Komplexität ein zeitgenössisches Memento mori, das sich ins Unendliche öffnet.

Material/Technik

Holz (Carolina pine), Nelkenöl, Acryl

Maße

197 x 92 x 49 cm (LxBxH)

Museum für Sepulkralkultur

Objekt aus: Museum für Sepulkralkultur

Das Museum für Sepulkralkultur ist eine Einrichtung, die sich – analog zum lateinischen Begriff „sepulcrum“ (Grab, Grabstätte) – den sog. Letzten...

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