Ein Mann liegt auf seinem Sterbebett. Der Tod steht am Kopfende und hilft dem Sterbenden fürsorglich beim Aufrichten. Es ist ein vielgestaltiger Tod, er hat Hahnenfüße, Eselsohren, Flügel und einen Schweif und ähnelt somit eher dem Teufel. Soll er den Sterbenden ins Fegefeuer holen? Draußen vor dem Haus liegen drei Männer, alle erstochen, sind es die Söhne, von denen die Überschrift spricht? Ein Mann ist dem Sterbenden geblieben, er steht neben dem Bett und erhält ein Geschenk, das einer Krone ähnelt, überreicht. Er wird das Erbe antreten, für das keine Söhne bereit stehen.
Im zugehörigen althochdeutschen Text diskutieren die Stimme der Vernunft und die Stimme des Schmerzes den Tod ohne Nachfahren. Die Vernunft versucht, das Positive an der Situation zu sehen und spricht dem Sterbenden Trost zu, der sich zusammengefasst auch in dem vierzeiliger Vers in lateinischer und althochdeutscher Sprache findet, der unter der Kapitelüberschrift steht: "Ob du mangelst der erben dein / So wirdt dein Todt dest leichter seyn / Die Kinder geben etwas Freud / Sie machen auch viel Herzenleyd.".
Das Blatt stammt aus dem Buch "Trostspiegel in Glück und Unglück" von Francesco Petrarca (1304-1374), das vermutlich 1366 entstanden ist. Die Illustrationen stammen von einem unbekannten Künstler mit dem Anonymus "Petrarcameister", der ca. 1519/20 die 258 Holzschnitte zu diesem Buch anfertigte. Petrarcas Buch kann als einer der frühen "Ratgeber" verstanden werden, in dem Personifikationen wie Vernunft, Schmerz und Freude in Dialogen über Glück und Unglück diskutierten. Verbunden mit den großartigen Holzschnitten des Petrarcameisters wurde das "Trostbuch" ein begehrtes Werk und bis 1756 unzählige Male wiederaufgelegt.
