Der Architektenplan (Maßstab 1:50) ist die Lichtpause (Diazotypie) einer Zeichnung und zeigt die ursprünglich geplante Fassade sowie einen Schnitt des sog. "Doppel-Beamten-Wohnhauses" Bahnhofstraße in Heringen/Werra. Die Architektur des Doppelhauses ist deutlich vom Landhausstil des späten 19. Jahrhunderts beeinflusst. Der rechteckige Hauptbau ist mittig durch eine über die Dachdeckung hinaus ragende Braundmauer geteilt und besitzt an beiden Enden sog. Eckrisalite. Diese vorspringenden Gebäudeteile setzen sich im Dachbereich als Querhäuser fort, deren Schopfwalmgiebel auf einem Freigebinde mit Rundbogen und Konsolenauflagen ruht. Für die Zwickel war florale Schnitzornamentik vorgesehen. Die Gibelspitze ziert ein lanzenförmiger Aufsatz und auch die kleinen Dachgauben sollten in dieser Form verziert werden. Äußerst schmuck zeigt sich auch das Fachwerk des ersten Obergeschosses mit seinen sichtbaren Balkenköpfen, s-förmig geschwungenen Streben sowie Bogenornamenten. Das Untergeschoss dagegen ist massiv gemauert, hier strukturieren die Sandstein-Gewände mit Segmentbögen die Fläche.
Zwei 'Doppel-Beamtenhäuser' stehen bis heute in der Heringer Bahnhofstraße und auch wenn einige schöne Details heute verschwunden sind (evtl. auch nie ausgeführt wurden) ist der Grundgedanke der Gebäude noch gut erkennbar. Wie repräsentativ diese Architektur einst auf die dörfliche Bevölkerung gewirkt haben muss, ist heute kaum noch zu ermessen. Doch das Führungspersonal der Gewerkschaft Wintershall in Grube und Fabrik waren hoch qualifizierte Fachkräfte, denen man sicherlich den Zuzug ins provinzielle Werratal mit einem attraktiven Wohnhaus versüßen musste. Für beiden Direktoren waren allerdings echte Villen in Sichtweite der Beamtenhäuser errichtet worden.
