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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum Faust-Sammlung von Otto und Trude Most

Faust-Sammlung von Otto und Trude Most

Die Faust-Sammlung von Otto und Trude Most

Der Sammler Prof. Dr. Otto Most (1881 Markranstädt – 1971 Duisburg) absolvierte ein Studium in Nationalökonomie und Geschichte in Halle und wurde 1905 Direktor des Statistischen Amtes in Posen. 1906 heiratete er Gertrude Parrey (1880–1963) und ging 1907 nach Düsseldorf, wo er ebenfalls das Statistische Amt leitete. Dort wurde er 1920 Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Duisburg-Wesel. Er war als Mitglied der Deutschen Volkspartei politisch aktiv im Wahlkreis Düsseldorf, in der Nationalversammlung und im Reichstag. Seit 1929 war er Honorarprofessor an der Universität in Münster. Seine Forschungsschwerpunkte waren Nationalökonomie und Statistik. Nach 1945 lehrte er als Honorarprofessor an der Universität Mainz.
Otto Most war ein Vetter von Ernst Beutler (1885-1960), dem damaligen Direktor des Freien Deutschen Hochstifts. Zusammen mit seiner Ehefrau Trude Most sammelte er Bücher und Grafiken zu Goethes „Faust“. Die Sammlung bestand aus 85 Büchern und 228 Faust-Illustrationen, die er 1943 dem Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum schenkte. Es handelte sich bei den Illustrationen vor allem um Druckgrafiken aus dem 19. und 20. Jahrhundert; darunter befanden sich auch populäre Darstellungen des Faust für Reklame-Sammelalben und Postkarten. Die Schenkung erfolgte zum Andenken an ihre beiden verstorbenen Söhne Wolfgang Most (1907-1926) und Rolf Most (1911-1941). Der Schenkungsvertrag wurde am 16.07.1943 vom Ehepaar unterzeichnet; der Vertrag enthielt eine Klausel, die dem Ehepaar das Nutzungsrecht auf Lebenszeit zusicherte. Eine weitere Klausel bestimmte, dass das Freie Deutsche Hochstift nach Maßgabe des Ehepaares ein Exlibris in Erinnerung an die beiden Söhne erstellt, das in die geschenkten Objekte eingeklebt werden sollte. Das Freie Deutsche Hochstift übergab am 31.12.1943 eine Pressemitteilung zur Schenkung an verschiedene Zeitungsredaktionen.
Die Faust-Sammlung wurde jedoch nach der Schenkung 1943 nicht nach Frankfurt verbracht, sondern in Absprache mit Ernst Beutler in der Deutschen Bücherei in Leipzig deponiert. Dies erschien allen Beteiligten angesichts der Bombenangriffe der Alliierten sicherer.
Durch die Teilung Deutschlands 1945 war es zunächst nicht möglich, die Sammlung wieder nach Westdeutschland zurück zu verlagern. Der Transport an Otto Most gelang erst zwischen 1947 und 1951 (genaues Datum nicht bekannt). 1953 übergab Otto Most seine Sammlung dem Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum. Zugleich verzichtete er auf das lebenslange Nutzungsrecht. Erst in diesem Jahr wurde die Sammlung inventarisiert und aufgenommen. Faktisch gelangten die Bücher und Grafiken also erst 1953 ins Haus, waren aber juristisch seit 1943 Eigentum des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt. 1953 wurde vom Freien Deutschen Hochstift ein Exlibris in der Bauer’schen Gießerei in Auftrag gegeben, das den Bestimmungen des Schenkungsvertrages gemäß in die Bücher eingeklebt wurde.
© Anja Heuß | 06.09.2023

[ 8 Objekte ]

Drei Reklame-Karten von "Liebig Company’s Fleisch-Extract" mit Szenen aus Faust...

1) Faust im Studierzimmer, von knorrigen Bäumen gerahmt. Die Rahmung der Baumstämme ergibt negativ eine Goethe-Silhouette, darin erblickt man dann Faust. 2) Mephistos Ritt auf dem Weinfaß in Auerbachs Keller, mit Faust, aus der Serie "Deutsche Bühnendichter". 3) Erste Begegnung von Faust und Gretchen, grotesk vorgestellt durch Mohren, Bild Nr. 3 aus unbenannter Serie. Bei den Bildchen handelt es sich um sog. Liebigbilder, also Sammelbilder, beigefügt zu den Produktpackungen von Liebigs Fleischextrakt. Der Fleischextrakt wurde nach dem deutschen Chemiker Justus von Liebig (1803–1873) benannt.

Sechs Reklame-Bilder von "Chocolade Mauxion" mit Szenen aus Goethes Faust I

Darstellungen in der Art der Historienmalerei des späten 19. Jahrhunderts zu den Themen: 1) Ostermorgen (Faust mit der Giftschale) 2) Osterspaziergang 3) Die Beschwörung des Mephisto 4) Faust und Mephisto in Auerbachs Keller 5) erste Begegnung von Faust und Gretchen 6) Faust trifft Gretchen im Kerker Bezeichnet: Jeweils "CHOCOLADE MAUXION"

Hexenküche

Illustration zu Faust I, Regieanweisung und Verse 2337 ff.: Blick in eine altertümliche Küche mit gemauertem Herd und Rauchfang links allerlei Gerät und, ganz nach der Textvorlage, eine den Kessel abschäumende Meerkatze und ein Meerkater mit Jungen beim Wärmen. Mittig Mephisto als untersetzte Gestalt, den rechts Fuß auf der Herdstatt und auf die Szene verweisend; rechts daneben Faust in Schrittstellung und im Profil. Aus dichten Strichlagen und Schraffuren gebildete Darstellung, kontrastreiche Lichtwirkung, ironisch-humorvoller Unterton.

Faust und Wagners Abendspaziergang

Illustration zu Faust I, Vor dem Tor, Verse 1146ff.: Landschaft mit weitem Horizont, Wiesen, Wasserlauf vorn, vereinzelte Bäume und Büsche. Von links springt, kaum sichtbar, der schwarze Pudel herbei, rechts stehend Faust und Mephisto, die ihn offenbar noch nicht erblickt haben. Geheimnisvoll-atmosphärisch gestimmte Darstellung, mit Anklängen an symbolistische Tendenzen.

Mahler VIII. Symphonie: Faust II (Schlusszene)

Illustration zum Schluß von Faust II (5. Akt, Bergschluchten): Angedeutete Gebirgslandschaft mit Figuren: links stehende Frau in langem Gewand, rechts ein aneinandergeschmiegtes Paar am Boden; darüber zwei schwebende Gestalten, die rechte mit einem Kind; zuoberst mittig eine aufrecht schwebende Frauenfigur mit wehenden Haaren, Strahlen aussendend ("Mater Gloriosa"). Zarte Formbildung in Umrißlinien, leichter und gleichmäßiger Plattenton.

Faust und Gretchen

Illustration zu Faust I, Vers 3206 (Ein Gartenhäuschen): Angedeuteter Innenraum, mittig Faust, mit elegantem Umhang, Degen und federbestecktem Barett, und Gretchen, in einfachem weißen Kleid, als Halbfiguren, einander umarmend und küssend. Rechts daneben ein schmal geöffnetes Fenster, durch das Mephisto schelmisch hereinblickt. Plakativ illustrierende Darstellung in reich historisierendem Kostüm, dabei sehr kräftige, mit Schablonen flächig aufgebrachte Farbe. Bezeichnet: Links unter der Darstellung "Lith von C. Patzschke."; mittig "Im Debit von C.G.Ende in Berlin, Spittelmarktstr. N° 4."; rechts "Druck v. L. Zoellner in Berlin"; darunter "Bester Mann, von Herzen lieb’ ich dich! / (Scene aus Faust)".

Faust und Gretchen. Bester Mann, von Herzen lieb’ ich dich!

Illustration zu Faust I, Vers 3206 (Ein Gartenhäuschen): Angedeuteter Innenraum, mittig Faust, mit elegantem Umhang, Degen und federbestecktem Barett, und Gretchen, in einfachem weißen Kleid, als Halbfiguren, einander umarmend und küssend. Rechts daneben ein schmal geöffnetes Fenster, durch das Mephisto schelmisch hereinblickt. Plakativ illustrierende Darstellung in reich historisierendem Kostüm, dabei sehr kräftige, mit Schablonen flächig aufgebrachte Farbe. Zum Teil leicht abweichende bzw. andere Farben wie III-13251. Gutes Beispiel für populäre Bilderproduktion nach dem "Faust".

Die Erscheinung des Erdgeistes

Illustration zu Faust I (Nacht), Regieanweisung und Verse 482ff.: Nahsichtiger Blick in Fausts Studierstube, darin Bücher, Instrumente, Retorten und Präparate im Vorder- und Hintergrund des kaum perspektivisch faßbaren Raumes. Gegen links der Erdgeist als strahlend aufscheinendes, übergroßes, doch körperloses Gesicht; rechts davon Faust an einem aufgeschlagenen Folianten, erschrocken zurückweichend und mit halb abwehrenden Händen. Darstellung in zahlreichen Details, die zu einem vielfach strukturierten, doch gleichmäßig wirkenden Bildteppich verwoben sind.

[Stand der Information: ]