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Staatliche Schlösser und Gärten Hessen Schloss Bad Homburg, Kaiserliche Appartements

Schloss Bad Homburg, Kaiserliche Appartements

Objekte aus den Wohn- und Repräsentationsräume des Königsflügels im Schloss Bad Homburg

[ 25 Objekte ]

König Friedrich Wilhelm II. von Preußen als Kronprinz

Das Frédéric Reclam (1734-1774) zugeschriebene ovale Hüftbild zeigt den Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744-1797) im Alter von ca. 30 Jahren. Neben dem silberbetressten Uniformrock deuten insbesondere der erhobene Kommandostab und das orangefarbene Band des Schwarzen Adler-Ordens auf die militärische Karriere des Neffen Friedrichs II., gen. der Große. Das in ovalem Format angelegte Porträt zählte zur Ausstattung des Arbeitszimmers der Kaiserin Auguste Victoria im Schloss Bad Homburg, wurde jedoch in späteren Jahren von ihren Erben veräußert. 2020 konnte das Gemälde aus Privatbesitz (zurück)erworben werden.

Wanduhr

Die reich ornamentierte Telleruhr stammt vermutlich aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und war ein im Barock beliebtes Ausstattungsstück. Die Uhrzeit wird auf einem silbernen Zifferblatt mit römischen Zahlen mittels gestanzter und durchbrochener Stunden- und Minutenzeiger signalisiert. Die Halbstunden werden in einer gravierten Lilienform dargestellt. Das Ziffernblatt wird von einem kreisförmigen, breiten Rand umrahmt, der mit Ornamenten aus Akanthusblattmotiven, Früchten und Blüten geprägt ist. Die Uhr ist oben durch eine Muschelform abgeschlossen und verfügt über eine Aufhängung mit einem O-Ring zur Anbringung an der Wand. Hinter dem typisch reichverzierten flachen Teller befindet sich das Uhrwerk in einem schmucklosen Gehäuse. Das heutige, jüngere Uhrwerk stammt von der Uhrenfabrik Lenzkirch und wurde vermutlich um 1900 neu montiert. Erstmals archivalisch greifbar ist die Uhr über das Inventar von 1869 im damaligen, neu eingerichteten Arbeitszimmer von Wilhelm I. Da der Raum erst nach 1866 neu entstanden ist, ist eine Provenienz aus Berliner Beständen denkbar.

Herzogin de Beaufort (?) als Diana

Umgeben von grünen Blättern, auf die Wurzeln eines Baumes gestützt und mit zwei Hunden an ihrer Seite sitzt die junge Frau an einem kleinen Wasserfall. Hinter ihr reißt das Dickicht auf und gibt den Blick frei auf eine Wasserfläche, vielleicht das Meer. Gegen den dunklen Hintergrund leuchtet die helle Haut der Dargestellten, die sich von den dunklen Bäumen abhebt. Sie ist im Dreiviertelprofil nach links dargestellt, ihr Blick ist mit einem leichten Lächeln direkt auf den Betrachter gerichtet. Locken umrahmen ihr Gesicht und fallen ihr über die Schulter. Auf dem Kopf trägt sie ein herzförmiges Schmuckstück an einem roten Band, das einzelne Locken umschließt und den Blick auf ihr Dekolleté lenkt. Die üppige Spitze, mit der das Unterkleid am Halsausschnitt und an den Ärmeln verziert ist, umrahmt das Dekolleté zusätzlich. Der feine Stoff lässt die linke Brustwarze durchscheinen und ein goldenes, mit Edelsteinen besetztes Mieder schmiegt sich um den weiblichen Körper. Eine Perlenkette windet sich von der Spitze um ein blau gefüttertes Obergewand aus silbernem Stoff mit goldbestickten Ornamenten, dass auch die rechte Brust freilässt und nur den rechten Arm im Ärmel verbirgt. Auf der anderen Seite ist ein Mantel mittels einer goldenen Brosche mit einem großen grünen Edelstein befestigt, der schwer am Stoff zieht. Ihr Gewand wird von einem Gürteltuch zusammengehalten, das sich mit dem roten Goldbrokat ihres Mantels um ihre Beine legt. Auf ihrem Schoß hält sie in ihrer linken Hand einen geschwungenen Bogen, und ihr Arm umfasst den Kopf eines ihrer beiden Hunde, die sie anblicken. Der zum Bogen gehörende Köcher mit den Pfeilen hängt neben ihr am linken Bildrand, unter dem die roten Blüten einer Blume zu sehen sind. Zwischen den Wurzeln und dem scheinbaren Hügel, auf dem die Dame sitzt, fließt das Wasser eines kleinen Wasserfalls, der die idyllische Atmosphäre des Gemäldes unterstreicht. Doch wer ist die Dame, die hier in der idealen Landschaft erotisch in Szene gesetzt wird? Bei diesem querovalen Bildnis einer Dame mit Pfeil und Bogen handelt es sich um ein „Rollenporträt“. Dieser Bildnistyp erfreute sich bei den Damen des 17. und 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Er verbindet das reale Individuum mit der idealen Rolle - hier der antiken Jagdgöttin Diana - zu einer spannungsvollen symbolischen Einheit. Die mythologische Rolle erlaubte eine freizügigere Kleidung im antikisierenden Stil. Zusammen mit Details wie der lässigen Pose mit aufgestütztem Kopf, dem herzförmigen Diadem und dem direkten Blick auf den Betrachter changiert das Bild zwischen der schönen Jagdgöttin, die sich dem männlichen Blick verweigert, und dem Bild der Femme fatale, das eine verführerische weibliche Figur imaginiert, die durch ihre Attraktivität die Männer manipuliert. Das Bild zeigt somit eine männliche Perspektive in der Sexualisierung einer Frau unter der gewährten Freiheit des antiken Mythos. Ob es sich bei der Dargestellten tatsächlich um eine „Madame Beaufort“ handelt, wie im Schlossinventar des 19. Jahrhunderts zu lesen ist, bleibt jedoch unklar.

Prinzessin Wilhelmine von Oranien geb. Prinzessin von Preußen

Prinzessin Wilhelmine von Preußen (1751-1820), eine Nichte König Friedrichs des Großen, war durch ihre Heirat mit Wilhelm V. von Oranien-Nassau (1748-1806) Erbstatthalterin der Niederlande. Bei dem in Lebensgröße ausgeführten Porträt handelt es sich um eine Arbeit von Johann Georg Ziesenis dem Jüngeren (1716-1776), das die für den Maler charakteristischen, kräftigen Farbkontraste und schimmernde Brillanz der Stoffe zeigt. Eine weitere Fassungen befindet sich im Mauritshuis (Inv-Nr. 463), eine Kopie im Huis ten Bosch. Kompositorisch weist es starke Übereinstimmungen mit dem etwa zeitgleich entstandenen Bildnis der Herzogin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt, auf, das im Auftrag des englischen Hofes entstand. Wiewohl eine schwere goldene Stoffdraperie auf den fürstlichen Rang der Dargestellten hinweist, zeigt das Gemälde einen deutlichen Wandel in den Modalitäten des Standesporträts auf: Die Prinzessin trägt weder höfische Kleidung noch Schmuck und wird folglich in einer privaten Atmosphäre gezeigt. Das in ihrem Schoß ruhende Buch verweist auf ihre an den Prinzipien der Aufklärung orientierte Bildung.

Bleiglasscheibe mit Homburger Wappen I

Die Glasmalerei gehörte zu den zahlreichen künstlerischen Techniken, in denen sich Landgräfin Elizabeth von Hessen-Homburg (1770-1840), eine Tochter des englischen Königs George III. (1738-1820), als begabte Dilettantin betätigte. Von ihr stammt der Entwurf für diese quadratische Scheibe. Sie weist eine Konturierung in Schwarzlot auf, die mit bunten Schmelzfarben ausgemalt wurde. Die Darstellung zeigt den von Löwen gehaltenen, bekrönten Wappenschild der Landgrafschaft vor einem aufgespannten Hermelinmantel. Die zu Füßen der Löwen drapierten Ordensinsignien verweisen auf die vielfältigen, primär militärischen Auszeichnungen der Landesherren, darunter der kaiserlich russische St. Andreas Orden, der hessische Ludwigsorden und der Orden vom hessischen Löwen. Die Scheibe war, zusammen mit ihrem nahezu identischen Pendant, als Dekoration für den Speisesaal des Königsflügels im Schloss Bad Homburg vorgesehen. Im Mai 1840, kurz nach dem Tod der Landgräfin, wurden die Kunstwerke aus ihrem Appartement entnommen und in die Fensterflügel des Speisesaals eingesetzt. Dort sind sie bis heute zu sehen.

Landgräfin Luise Elisabeth von Hessen-Homburg, geb. Prinzessin von Kurland

Das Hüftbild zeigt Luise Elisabeth, Prinzessin von Kurland (1646-1690), die zweite Ehefrau des Landgrafen Friedrichs II. von Hessen-Homburg (1633-1708). Die Dargestellte trägt ein grauseidenes Mieder, mittig mit einer Perlenbrosche, bestehend aus vier größeren, vier kleineren und einer Tropfenperle. Über den entblößten Schultern trägt sie faltenreich einen blassvioletten Samtmantel mit Hermelinbesatz. Braune gelockte, hoch frisierte Haare bis zum Nacken. Das Gemälde zählt zu den wenigen überlieferten Bildnissen der früh verstorbenen Landgräfin (vgl. Inv-Nr. 10.5.1.1.1195). Ihre Ehe mit Friedrich war für Hessen-Homburg von außerordentlicher Wichtigkeit. Durch die Geburt von sechs Söhnen war nicht nur die Thronfolge der kleinen Landgrafschaft gesichert. Als Tochter des mächtigen Herzogs Jakob Kettler von Kurland (1610-1682) stellte die Verbindung auch eine namhafte politische Allianz dar.

Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen

Das Kniestück im Halbprofil zeigt den Kurfürsten von Sachsen und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches, Johann Georg I. (1585-1656), im fortgeschrittenen Alter. Der beleibte Kurfürst hat kurze grauweiße Haare, die zurückgekämmt sind, und einen weißgrauen Oberlippen- und Kinnbart. Er steht vor einer schwarzgoldenen Brokatdraperie mit graugrünem Hintergrund und trägt ein schwarzes Gewand. Ärmel und Wams sind mit reichen Goldstickereien versehen., Ärmelenden und Kragen mit Spitzenbesatz. Eine goldene Kette mit großen Gliedern fällt von der linken Schulter zur rechten Hüfte, entgegengesetzt verläuft ein Baudrier (breites Degenband). In der rechten Hand hält er einen braunen Gehstock mit vergoldetem Knauf, die Linke ist auf den Degen gestützt. Dahinter steht ein Tisch mit roter Decke, auf dem ein Prunkhelm liegt. Helm und Degen können als Verweise auf seine militärische Rolle im Dreißigjährigen Krieg gedeutet werden, der von 1618 bis 1648 fast seine gesamte Regentschaft prägte. Das Bildnis könnte aus Schloss Pretzsch stammen, das zeitweise im Besitz der Wettiner war, und wird später wohl über Berlin ins Schloss Homburg gelangt sein, wo es heute das ehemalige Arbeitszimmer des Kaisers schmückt.

Vase

Die ungemarkte Vase orientiert sich mit schlanken Volutenhenkeln und konkav geformtem Korpus formal an dem Vorbild antiker Kratere. Der reiche, in poliertem und partiell radiertem Gold aufgetragene, vegetabile Dekor kontrastiert mit einem dunkelbraunen Fond. Zwei Reserven tragen eine feine, polychrome Tiermalerei mit den Darstellungen eines Goldfasan und einer Brandgans. Die Vase wird in dem Inventar von 1868 (Bd. 2, S. 118f.) unter der Ausstattung des Arbeitszimmers Ihrer Majestät der Kaiserin aufgeführt, wo sie sich auch heute befindet.

Bleiglasscheibe mit Homburger Wappen II

Die Glasmalerei gehörte zu den zahlreichen künstlerischen Techniken, in denen sich Landgräfin Elizabeth von Hessen-Homburg (1770-1840), eine Tochter des englischen Königs George III. (178-1820), als begabte Dilettantin betätigte. Von ihr stammt der Entwurf für diese quadratische Scheibe. Sie weist eine Konturierung in Schwarzlot auf, die mit bunten Schmelzfarben ausgemalt wurde. Die Darstellung zeigt den von Löwen gehaltenen, bekrönten Wappenschild der Landgrafschaft vor einem aufgespannten Hermelinmantel. Die zu Füßen der Löwen drapierten Ordensinsignien verweisen auf die vielfältigen, primär militärischen Auszeichnungen der Landesherren, darunter der kaiserlich russische St. Andreas Orden, der hessische Ludwigsorden und der Orden vom hessischen Löwen. Die Scheibe war, zusammen mit ihrem nahezu identischen Pendant, als Dekoration für den Speisesaal des Königsflügels im Schloss Bad Homburg vorgesehen. Im Mai 1840, kurz nach dem Tod der Landgräfin, wurden die Kunstwerke aus ihrem Appartement entnommen und in die Fensterflügel des Speisesaals eingesetzt. Dort sind sie bis heute zu sehen.

König Ludwig XV. von Frankreich

Das Bildnis König Ludwigs XV. von Frankreich (1710-1774) geht auf ein ganzfiguriges Porträt (um 1723) von Jean Baptiste van Loo (1684-1745) zurück, das sich heute im Schloss Versailles befindet . Der junge Monarch wird in Feldherrenpose, aufrecht stehend und mit ausgestrecktem, den (abgeschnittenen) Kommandostab haltenden Arm, unter freiem Himmel dargestellt. Über seine von einem Kürass geschützte Brust verläuft die blaue Schärpe des Ordre du Saint-Esprit, des höchsten Ritterordens des französischen Königreiches. Genau wie das zugehörige Gegenstück, das Bildnis seiner Ehefrau, Maria Leszczyńska (1703-1768; Inv-Nr. 1.1.325), gehörte das Porträt ursprünglich zur Ausstattung der sog. Braunschweiger Kammern im heute zerstörten Berliner Schloss. Unter der Regierung Kaiser Wilhelms II. (1859-1941) wurde es nach Schloss Bad Homburg überführt.

Erzherzogin Maria Anna von Österreich als Diana

Erzherzogin Maria Anna von Österreich (1718-1744), die jüngere, früh verstorbene Schwester Kaiserin Maria Theresias, wird mit den dafür üblichen Attributen - einem Bogen, dem um die Taille gebundenen Pfeilköcher sowie einer Mondsichel auf der Höhe des Kopfes - als Diana, die keusche Göttin der Jagd dargestellt. Der erhobene Vorderlauf des großen Jagdhundes, der auf die Hand seiner Gebieterin schaut, deutet auf die unmittelbar bevorstehende, schweißtreibende Hetze in einer dichten Waldlandschaft hin. Diese kontrastiert mit der statuarischen Haltung und der kostbaren höfischen Robe aus gefärbtem Seidentaft, die, ebenso wie Spitzenbesatz, reiche Perlenstickerei und der auf einem Kissen ruhende Erzherzogshut, auf die kaiserliche Herkunft Maria Annas verweisen. Das traditionell dem Wiener Hof- und Kammermaler Johann Gottfried Auerbach zugeschriebene Gemälde befand sich ursprünglich im Besitz des Hauses Hohenzollern und wurde unter König Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm I., 1869/70 zur Ausstattung des sog. Königsflügels nach Schloss Bad Homburg transferiert.

Kaiserin Elisabeth Christine von Österreich und Deutsche Königin

Das dem kaiserlichen Hof- bzw. Kammermaler Johann Gottfried Auerbach zugeschriebene Bildnis zeigt Elisabeth Christine Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1691-1750), die Mutter Kaiserin Maria Theresias. Zusammen mit seinem Gegenstück, einem Porträt Kaiser Karls VI., zählte es ursprünglich zur Ausstattung des Weißen Saals im 1950 gesprengten Berliner Schloss. König Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., ließ es 1869/70 nach Schloss Bad Homburg überführen, wo das Gemälde bis heute das repräsentative Treppenhaus des Königsflügels schmückt. Neben den üblichen Attributen von Herrschermacht, zu denen neben der Säulenarchitektur und Vorhangdraperien die auf ein Kissen gebettete Kaiserkrone zählt, zieht ein weiteres Detail den Blick auf sich: Die Kaiserin ist mit einem jungen afrikanischen Diener dargestellt, der ihr in kniender Haltung eine Schale mit Blumen reicht. Die stereotypisierte Darstellungsweise ist ein beredtes Zeugnis der europäischen Überlegenheitshaltung in politischer und kultureller Hinsicht gegenüber außereuropäischen Kulturen.

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen

Das in Bisquitporzellan ausgeführte Porträt König Friedrich Wilhelms III. von Preußen (1770-1840) geht auf eine Marmorbüste des namhaften Bildhauers Christian Daniel Rauch (1777-1856) zurück. Der exquisite Scherben der wohl noch zu Lebzeiten des Königs, spätestens jedoch 1845 gefertigten Büste, zeigt den hohen Standard, den die Produktion der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin (KPM) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte. Mit dem hermenartigen Abschluss, einer leichten Wendung des Kopfes sowie stark stilisierten Haarlocken entspricht die Büste noch gänzlich der am Ideal der griechischen Antike orientierten klassizistischen Bildhauerkunst, die mit Rauch und seiner Tätigkeit für den preußischen Hof zu einer Hochblüte im Deutschen Reich gelangte.

Hebe, Mundschenkin der Götter

Die Darstellung der antiken griechischen Göttin Hebe zählt zu den Meisterwerken des italienischen Bildhauers Antonio Canova (1757-1822), der als führender Vertreter des Klassizismus gilt. Hebe ist in ihrer primären Funktion als Mundschenkin der Götter dargestellt: Über eine Wolke hinwegschreitend, reicht sie dem Betrachter eine Trinkschale und ist im Begriff, diese mit Nektar aus der Kanne zu füllen, die sie hoch über ihren Kopf erhoben hat. Eine geniale kompositorische wie statische Lösung - das vorgesetzte linke Bein wird durch die nach hinten flatternden Gewandfalten ausgeglichen - bedingt, dass die in Carraramarmor ausgeführte Skulptur trotz ihres enormen Gewichtes den Eindruck von Schwerelosigkeit vermittelt. 1796 geschaffen, existieren zahlreichen Wiederholungen von Canovas Arbeit. Die Provenienz der qualitätvollen Homburger Ausführung, bei der es sich um eine Werkstattkopie handeln könnte, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Sie dürfte ursprünglich aus kaiserlichem Besitz stammen und spätestens unter der Regierung Wilhelms II. nach Schloss Bad Homburg transferiert worden sein, das der letzte deutsche Kaiser als Sommerresidenz nutzte. Hier begrüßt sie sinnfällig die ankommenden Gäste am oberen Absatz der Treppe des Königsflügels.

Der Götterbote Merkur

Der Merkur Giambolognas zählt zu den bekanntesten Werken der Bildhauerkunst der italienischen Renaissance. Die Skulptur des zum Flug ansetzenden Götterboten besticht durch ihre Allansichtigkeit und eine durch die Streckung des Körpers in die Höhe evozierte Schwerelosigkeit. Bei dem hier gezeigten Stück handelt es sich um einen qualitätvollen Nachguß mit sorgfältig durchgebildetem und ziseliertem Körper, der nicht den für Giambologna charakteristischen goldbraunen, transparenten Lack besitzt, sondern schwarz patiniert ist. Es ist nicht signiert und stammt wohl, wie das Nachlassinventar Landgraf Friedrichs IV. Karl von Hessen- Homburg (1724-1751) von 1751 nahelegt, aus der Gießerei Johann Jacobis in Berlin. Der ursprüngliche Besitzer war somit Landgraf Friedrich II. von Hessen Homburg (1633-1708), der die Arbeit in Jacobis Werkstatt, möglicherweise aber auch in jener des Andreas Schlüters gesehen haben könnte, der bald nach 1700 seine Büste modellierte. Aufgrund dieser gesicherten Provenienz handelt es sich bei dem Merkur um einen der wenigen Kunstkammergegenstände aus dem Besitz der Homburger Linie des Hauses Hessen, die sich bis zum heutigen Tag in ihrem Stammsitz, Schloss Bad Homburg, befinden.

Prunkvase eines Vasenpaares

Das prächtige Vasenpaar entstand während der Regierungszeit des Zaren Nikolaus I. (1796-1855) und damit in einer Blütezeit der Kaiserlich Russischen Porzellanmanufaktur St. Petersburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es dokumentiert einen wichtigen stilistischen Wandel in der Porzellankunst: Noch bis ca. 1800 hatten die Dekore einem Hervorheben des Scherben, des eigentlichen, weißbrennenden Grundmaterials gedient. Durch die zunehmende Orientierung an antiken Gefäßformen dominierten seither stark nuancierte opake Malereien und insbesondere aufwendigte Vergoldungen in radierten, polierten oder mattierten Partien. Sie verdeckten das ehemals hochgeschätzte Weiß des Scherben vollständig. Der thematisch ungewöhnliche Dekor der um 1820 entstandenen Stücke besteht aus einer Reserve in der Mitte des eiförmigen Gefäßkörpers, die auf violettem Fond hohe Gueridons mit dazwischen gespannten Festons zeigt. Ein Adler, der seine Jungen nährt, bildet das Zentrum der Komposition. Da die Manufaktur ausschließlich für den Bedarf des Zarenhofes produzierte, konnten ihre Erzeugnisse nicht käuflich erworben, sondern nur als Geschenke erhalten werden. Das Vasenpaar könnte als Präsent des Zaren Nikolaus I. an Landgraf Philipp von Hessen-Homburg (1779-1846) in den Bestand von Schloss Bad Homburg gelangt sein, wo es bis heute zu sehen ist.

Kaiser Karl VI.

Das um 1730 entstandene lebensgroße Porträt Kaiser Karls VI. (1685-1740) wird traditionell dem kaiserlichen Hof- bzw. Kammermaler Johann Gottfried Auerbach zugeschrieben. Die Darstellung in vollem Harnisch, mit Kommandostab und Ordenszier entspricht dem gängigen Kanon barocker Herrscherbildnisse. Das Gemälde zählte, ebenso wie sein Gegenstück, das Porträt der Kaiserin Elisabeth Christine, ursprünglich zur Ausstattung des Weißen Saals im 1950 gesprengten Berliner Schloss. König Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., ließ es 1869/70 von Berlin nach Schloss Bad Homburg überführen, wo es bis heute das repräsentative Treppenhaus des Königsflügels schmückt.

Leda und der Schwan

Die Darstellung von Leda, der mythologischen Gemahlin des spartanischen Königs Tyndareos, geht auf ein Modell des wohl bedeutendsten Modelleurs der Meißener Porzellanmanufaktur, Johann Joachim Kändler (1706-1775), zurück. Eine geflügelte Amorette verweist auf den erotischen Hintergrund der harmlos wirkenden Szene: Zeus, der Vater aller Götter, nähert sich der schönen jungen Frau in der Gestalt eines Schwans und zeugt mit ihr die beiden Kinder Helena und Pollux. Die nur dezente farbige Staffage der Plastik hebt das zarte Weiß des Scherbens hervor. Während andere keramische Werkstoffe nach dem Schrühbrand eine Braun- Gelb- oder Rotfärbung aufweisen, die durch aufwendige Glasuren kaschiert wurde, ist Porzellan weißbrennend: Eine Materialeigenschaft, die zumal im 18. Jahrhundert höchste Wertschätzung erfuhr. Bei dem ungemarkten Stück handelt es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht um ein Erzeugnis der Meißener Manufaktur, sondern um die Wiederholung des populären Motivs durch ein nachgeordnetes Unternehmen.

Konsolentisch mit Florentiner Mosaik

Der mit aufwändigen feuervergoldeten Bronzeapplikationen verzierte Konsoltisch mit Mahagonifurnier und kunstvoll in Steinschnitttechnik gearbeiteter Tischplatte lässt sich nach Burkhardt Göres der Werkstatt des Kunsttischlers Johann Gottlob Fiedler (1775-1786) in Berlin zuordnen, da er in seinen Bronzeapplikationen die gleichen Motive aufweist wie die sogenannte Clanwilliam-Kommode, die Fiedler in den 1820er Jahren für den britischen Diplomaten, den dritten Earl of Clanwilliam, schuf. Fiedler, geboren in Liegnitz in der ehemals preußischen Provinz Schlesien (heutige Provinz Niederschlesien in Polen), avancierte neben Heinrich Wilhelm Spindler d. J. zum berühmtesten Ebenisten seiner Zeit. Seit 1786 war er als Hoftischler des preußischen Königs tätig. Der ihm zugeschriebene Tisch stand laut Inventarkarte ursprünglich im Berliner Schloss und wurde in kaiserlicher Zeit nach Schloss Bad Homburg v. d. Höhe verbracht.

Prinzessin Marianne von Preußen

1822 schuf Wilhelm von Schadow, der Begründer der Düsseldorfer Malerschule, ein repräsentatives Gruppenbildnis der Prinzessin Marianne von Preußen (1785-1846) und ihrer Kinder Adalbert, Waldemar und Elisabeth. Ursprünglich für das Appartement der Prinzessin im Berliner Schloss bestimmt, befindet sich das Werk heute im Schlossmuseum Darmstadt. Als Tochter des Landgrafen Friedrich V. von Hessen-Homburg ließ sich Marianne in Lebensgröße vor der Kulisse des Taunus und des Homburger Landgrafenschlosses porträtieren. Bei dem hier gezeigten Brustbild von Hermann Verwiebe handelt es sich um eine der vielfach belegten Kopie-Varianten, die sich an jenem Familienbildnis orientieren, das Porträt der Prinzessin jedoch in verdichteter Form wiedergeben. Es zeigt Marianne vor einer weiten, leicht hügeligen Landschaft. Im Gegensatz zu dem Großteil jener Kopien, welche die Prinzessin ohne Schmuck und in schlichter dunkelblauer Robe darstellen, behielt Verwiebe das hermelinverbrämte rote Samtkleid sowie die prächtige, wohl mit Almandinen besetzte Goldkrone aus Schadows Vorlage bei.

Prinz Leopold von Hessen-Homburg

Das Porträt des Prinzen Leopold von Hessen-Homburg (1787-1813), dem jüngsten Sohn des Landgrafen Friedrich V., ist als Tondo gestaltet. Es handelt sich um eine Kopie, die Hermann Verwiebe 1906 nach einem bislang unbekannten Maler angefertigt hat. Die wohl posthume Darstellung zeigt den Prinzen in voller Uniform und mit dem Bruststern des Hessischen Hausordens vom Goldenen Löwen. Wie die Inschrift auf dem Rahmen andeutet, wurde Leopolds vielversprechende militärische Karriere durch seinen frühen Tod im Feld abrupt beendet. Er fiel bei der Schlacht von Großgörschen im Mai 1813. Auf der Rückseite des Gemäldes befindet sich der Vermerk, dass das von Verwiebe kopierte Original sich ursprünglich im Schloss Greiz befand. Dies deutet darauf hin, dass das Original aus dem Besitz von Leopolds Schwägerin, Landgräfin Elizabeth von Hessen-Homburg, stammte, deren Nachlass in Teilen an das Haus Greiz fiel.

Prinz Wilhelm von Preußen

Bei dem Bildnis des Prinzen Wilhelm von Preußen (1783-1851), eines Bruders König Friedrich Wilhelms III., handelt es sich um eine Kopie, die Hermann Verwiebe 1905 nach einem Werk Wilhelm von Schadows angefertigte. Der Prinz ist in voller Uniform gezeigt und mit den Insignien des Ordens vom Schwarzen Adler dargestellt, der höchsten Auszeichnung des Hauses Hohenzollern. Gemeinsam mit dem als Pendant konzipierten Porträt der Ehefrau des Prinzen, Marianne von Hessen-Homburg (Inv.Nr. 1.1.286), wurde das Gemälde um 1900 durch Kaiser Wilhelm II. im Versammlungszimmer von Schloss Bad Homburg verbracht. Das Paar steht für die dynastische Verbindung beider Herrscherhäuser sowie den historischen Übergang des Schlosses vom Stammsitz der Landgrafen von Hessen-Homburg zu einer kaiserlichen Sommerresidenz.

Johan Axelsson Oxenstierna

Das Porträt zeigt den Grafen Johan Axelsson Oxenstierna im Alter von 27 Jahren, stehend und in ganzer Figur. Der 1611 geborene spätere Ehemann der Margareta Gräfin Brahe (künftigen Landgräfin von Hessen-Homburg) war schwedischer Reichsrat und Reichsmarschall. Als schwedischem Prinzipalgesandten kam ihm hohe Bedeutung im Rahmen der Westfälischen Friedensverhandlungen in Osnabrück 1644-1648 zu. In erster Ehe war Oxenstierna mit der Gräfin Margareta Anna Sture verheiratet, deren Bildnis das Gegenstück zu vorliegendem Porträt bildet. Unter der Wappendarstellung befindet sich die Inschrift: „Oxenstier/na / Jahan Axelson / Friherre / Aetatis Svae 27 / An[n]o 1639“. Das Gemälde stammt aus dem Nachlass der Gräfin Margareta Brahe und kam 1661 durch ihre Heirat mit Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg in die Sammlung des Hauses Hessen.

Gräfin Anna Margareta Oxenstierna af Södermöre

Das Porträt zeigt Gräfin Anna Margareta Oxenstierna als stehende Ganzfigur und in prachtvoller Gewandung. Zu ihrer Linken ruht ein kleiner weißer Hund mit schwarzen Schlappohren auf einem roten Samtkissen. Nebst dem Wappen verweist eine Inschrift auf die Identität und das Alter der Dargestellten: „Margareta / Anna Swantesdotr / Sture / Aetatis svae 24 / An[n]o 1639“. Die junge Gräfin heiratete 1636 den Reichsrat und Marschall Johan Axelsson Oxenstierna, verstarb jedoch bereits zehn Jahre später im Jahr 1646. Durch die zweite Ehe von Johan Axelsson Oxenstierna mit Margareta Gräfin Brahe, die wiederum 1661 in zweiter Ehe den Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg ehelichte, gelangte das Gemälde als Teil von Margaretas Nachlass in die Sammlungen des Hauses Hessen.

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